Am 08.11.2021 hat die Homes & Holiday AG ihre Halbjahreszahlen für das laufende Geschäftsjahr 2021 veröffentlicht. Hiernach hat das Unternehmen von einer Rekordnachfrage nach Immobilien auf den Balearen profitiert und im Zuge dessen deutliche Zuwächse auf Umsatz- und Ergebnisebene verzeichnen können.
GBC hat diese Situation zum Anlass genommen und ein Interview mit dem
Vorstand Joachim Semrau zum aktuellen Geschäftsverlauf, zur Strategie sowie zu den Perspektiven des Unternehmens durchgeführt.
GBC: Herr Semrau, die andauernde Corona-Situation hat zu einem schwierigen Marktumfeld für die Immobilien- und Tourismusbranche auf den Balearen geführt. Wie entwickeln sich trotz dieser herausfordernden Rahmenbedingungen Ihr Haupt-geschäft – das Maklerbusiness – in Ihrer Kernregion Mallorca?
Herr Semrau: Die Herausforderung besteht derzeit im Wesentlichen darin, die hohe Nach-frage zu bedienen. Probleme gab es im Immobilienbereich eher zu Beginn der Pandemie. Bereits Mitte 2020 nach dem ersten Lockdown hat sich die Branche sehr schnell erholt und beispielsweise mit Online-Besichtigungen an die Situation angepasst. Denn es zeigte sich schnell, dass die Corona-Pandemie die eigene Ferienimmobilie für viele Menschen noch attraktiver gemacht hat. Für die eigene Nutzung, als Home Office in der Sonne, als wertstabile Kapitalanlage – insbesondere mit Blick auf die aktuell stark steigende Inflation – und auch als Renditeobjekt. Entsprechend stehen wir im Maklergeschäft für einem Rekordjahr.
GBC: Darauf deuten Ihre Halbjahreszahlen ja bereits hin. Gehen Sie davon aus, dass sich dieser positive Trend auch zukünftig fortsetzten wird und wie stufen Sie das aktuelle Immobilienpreisniveau auf Mallorca im Vergleich zu den großen europäischen Immobilienmärkten ein?
Herr Semrau: Dass es nach solchen Preissteigerungen auch eine Verschnaufpause geben wird, liegt auf der Hand und ist gesund. Aber davon hängt der Erfolg im Maklergeschäft weniger ab. Was bringen hohe Preise, wenn niemand kaufen oder verkaufen will. Entscheidend sind vielmehr Angebot und Nachfrage. Um die Nachfrage – auch bei weiter steigenden Preisen – müssen wir uns kaum Sorgen machen. Die Balearen sind und bleiben eine der Top-Immobilienmärkte in Europa und locken immer neue Interessenten. Entscheidend wird im kommenden Jahr vielmehr sein, dass unsere Makler genügend Immobilien zur Vermarktung akquirieren können. Mit unserem aktuellen Franchise-Team fühlen wir uns dafür gut aufgestellt und wollen auch künftig profitabel wachsen.
GBC: Das Franchise-Netzwerk in Ihrer Kernregion Mallorca wurde in der Vergangenheit im Rahmen der strategischen Neupositionierung neustrukturiert. Wie sehen Sie sich mit Ihrem Partnernetzwerk aktuell aufgestellt und bestehen noch viele “weiße Flecken“ in der Hauptregion Mallorca, die zukünftig durch neue oder bestehende Franchise-Partner abgedeckt werden könnten?
Herr Semrau: Wie schon erwähnt, fühlen wir uns mit dem aktuellen Team auf Mallorca sehr gut aufgestellt. Jeder Franchise-Partner gibt Vollgas und kann in seiner Region noch Marktanteile gewinnen. Daneben sind wir auf Menorca und Ibiza noch nicht optimal positio-niert. Dies zu ändern, gehört zu den Aufgaben für 2022.
GBC: Sie haben im ersten Halbjahr den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Dafür war das starke Maklergeschäft verantwortlich. In der Ferienvermietung mussten Sie noch einen Verlust verbuchen. Wie geht es in diesem Bereich weiter?
Herr Semrau: Insgesamt ist die Ferienvermietung deutlich stärker von der Pandemie betroffen. Neue Infektionswellen, Reisebeschränkungen, lokale Restriktionen und fehlende Planbarkeit machen der Branche zu schaffen. Zudem haben wir erkennen müssen, dass wir in der Ferienvermietung nicht die kritische Größe haben, um diesen Bereich profitabel weiterzuentwickeln. Deshalb haben wir uns zu einer Kooperation mit einem international tätigen Ferienhausportalbetreiber entschlossen. Der Partner übernimmt die kostenintensiven Bereiche Kundenbetreuung vor Ort und Buchungsabwicklung.
GBC: Zuletzt hatten Sie bekannt gegeben, dass Sie Optionen hinsichtlich der Erweiterung Ihres bestehenden Geschäftsmodells für die Gruppe prüfen. Welche Geschäftserweiterungsmöglichkeiten wären hier grundsätzlich denkbar?
Herr Semrau: Grundsätzlich haben wir zwei strategische Alternativen. Neue Geschäftsfelder auf den Balearen, der Region in der wir uns auskennen, oder die regionale Expansion des Maklergeschäfts beispielsweise auf die Kanarischen Inseln oder spanische Mittelmeerküste.
GBC: Nach der Rückkehr in die Profitabilität, wie schätzen Sie aktuell die Liquidi-tätslage Ihres Unternehmens ein und kann die Fortführung Ihrer Wachstumsstrategie aus eigenen Finanzmitteln umgesetzt werden?
Herr Semrau: Auf Basis der aktuellen Geschäftsentwicklung ist die Liquidität gesichert und ein moderates Wachstum in unserem bestehenden Geschäft möglich. Weitere externe Finanzierungen hängen davon ab, in welchen Bereich wir expandieren, wie schnell wir wachsen wollen und ob wir es gemeinsam mit einem Partner tun.
GBC: Abschließend, was können Anleger im laufenden Geschäftsjahr 2021 von der Homes & Holiday-Gruppe erwarten?
Herr Semrau: Dass wir unsere Prognose – ein positives EBITDA auf Konzernebene – erreichen. Wir werden mit einer sauberen Bilanz, einem profitablen Geschäftsmodell und ausreichender Liquidität für moderates organisches Wachstum in das neue Jahr starten. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für die gesamte Gruppe und das Fundament, um wieder eine Wachstumsstory zu entwickeln und für potenzielle Partner interessant zu sein.
GBC: Herr Semrau, vielen Dank für das Gespräch.